„¿Dónde está mi puta generación?“

Die adoleszente Lebenswelt in Deseo de ser punk (2009) von Belén Gopegui

Deseo de ser punk ©annikagemlau

Bachelorarbeit von Annika Gemlau
Romanistik – Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Erstgutachter: Dr. Frank Reza Links
veröffentlicht bei AV Akademikerverlag
ISBN-13: 9783639489309
ISBN-10: 3639489306

hier erhältlich

Deseo de ser punk erzählt von einer verzweifelten Jugendlichen, der es gelingt, sich selbst aus ihrem Unbehagen herauszuholen, indem sie – vom Punkrock inspiriert – in der schriftlichen Reflektion und Kommunikation einen beständigen und für sie leicht zugänglichen Raum errichtet, der durch ihre kühne und beständige Metaphorik innerhalb der Fiktion gleichwertig den realen, urbanen Orten gegenübersteht. Der Verlauf der Narration spiegelt, wie die Protagonistin sich ihre „eigene revolutionäre Subjektivität“¹ aneignet.

Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und eine nach wie vor phallozentrische Gesellschaft bieten wenig toleranten Raum, in denen Jugendliche ihre Identität entwickeln können. Eben diesen Raumkonflikt der Adoleszenz verhandelt die spanische Autorin Belén Gopegui in ihrem Roman Deseo de ser punk².

Diese Romansanalyse legt offen, auf welche Weise die Selbstfindungsphase der 16-jährigen Protagonistin Martina von den räumlichen Gegebenheiten der spanischen Großstadt nachhaltig torpediert wird.

Die Suche der Protagonistin nach authentischer Intimität, erfolgreicher Kommunikation und Gerechtigkeit in jederlei Hinsicht spiegelt die Herausforderungen der Jugend im Europa des 21. Jahrhunderts.

Adoleszente Sozialisierungsprozesse sind eng mit dem Raum verbunden, in dem sie stattfinden. Sie bedingen sich gegenseitig. Unmerklich steuern die Raummodalitäten die emotionale und psychologische Konstitution des Individuums. Hinzu kommt, dass die Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsensein dazu veranlasst, den gegebenen Raum und dessen herrschende Normen in Frage zu stellen. Während der private, familiäre Raum dem Jugendlichen allmählich zu eng und unzureichend wird, bewegt er sich noch unsicher in den öffentlichen Durchgangsräumen und Aufenthaltsorten, die ihn mit den gesellschaftlichen Gefügen konfrontieren.

In dieser Orientierungsphase befindet sich die Protagonistin Martina im Roman Deseo de ser punk. Die Autorin Belén Gopegui macht die Sechzehnjährige zur Erzählerin einer jugendlichen Erfahrungswelt. Geleitet von der Sehnsucht nach neuen, freieren Räumen, beginnt sie ziellos durch Madrid zu streifen …

¹ Augé, Marc: Orte und Nicht-Orte. Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit, Frankfurt am
Main: Fischer 1994, 140.
² Gopegui, Belén: Deseo de ser punk, Barcelona: Anagrama 2009.