Die mutige Gazelle الغزالة الشجاعة

Storyboard, Illustration & Ton: Zainab, Fatima, Salsabil & Maryam.
Produktion & technisches Finishing: Annika Gemlau aSombrasDelSur
Musik & Software: Stop Motion Studio

Ein Animationsfilm aus Baghdad: Ein Hasenkind sucht seine Mama. Plötzlich taucht ein hungriger Löwe auf und fängt an, den kleinen Hasen zu jagen. Im letzten Moment kommt eine mutige Gazelle dem Hasenkind zur Hilfe. Beide werden von einem großen Vogel gerettet, der mit ihnen vor dem Löwen davonfliegt.

Wo Kunst entsteht und wild wuchert, verliert der Krieg seinen Sinn.
Wo Kunst den Krieg überlebt, zeigt sich Widerstand in seiner schönsten und friedlichsten Form – wie Kinder, die beim Spielen lachen.

Annika Gemlau

Während meiner Reise in den Irak nach Bagdad im Oktober 2023 habe ich mit jungen Künstlerinnen im Alter von fünf bis 14 Jahren unter anderem diesen Film produziert. Innerhalb weniger Stunden entwickelten die Mädchen ihr eigenes Storyboard und die passenden Illustrationen dazu. Sie lernten die Bilder so zu bewegen und zu fotografieren, dass am Ende dieser Kurzfilm entstand. Bis auf die Erläuterung der App Stop Motion, die Bereitstellung meines Smartphones und ein paar weniger Tipps, arbeiteten die Künstlerinnen völlig selbständig, intuitiv und gut strukturiert. Gemeinsam erschufen sie dieses Kunstwerk.

Ebenso sind während meines Aufenthalts in Bagdad im spielerischen Austausch mit meinen Nichten und Neffen viele kleine und große Kunstwerke entstanden. Meistens haben wir uns gegenseitig porträtiert. Auf diese Weise vertieften wir – über unsere sprachlichen Begrenztheiten hinaus – unseren Austausch und verbanden uns miteinander. Die Kinder und Jugendlichen überhäuften mich mit unzähligen Porträts und Bildern, die sie von mir und für mich gemalt hatten. Meine Porträts von ihnen schenkte ich ihnen. Reicher und beseelter könnte ich mich nicht fühlen. Für mich ist das gegenseitige Porträtieren eine zutiefst respektvolle, behutsame und intensive Art sich kennen zu lernen. Auf diese Weise können wir eine Verbindung auf sinnlicher Ebene herstellen, die durch Worte oder Gesten allein nicht so schnell erschaffen werden kann.

Wenn ich erlebe, wie Kinder sich in ihrer Kunst verlieren und immer und immer wieder darin auferstehen, wie sie Leben aus dem nichts hervorzaubern, dann glaube ich wieder, dass Frieden und eine bessere Welt möglich sind. Wir Erwachsenen müssen die Verantwortung für ihre geerbten Wunden übernehmen, ihnen einen liebevollen Umgang mit all den Gefühlen in uns vorleben und den Raum für sie halten, während sie ihre unendlich kreativen Fähigkeiten zu zaubern entdecken und entfalten. Möge die Fantasie, wie Sheherazade schon wusste, immer wieder Wege finden, der Gewalt ein Schnippchen zu schlagen, indem sie den Atem der Menschen auf genussvolle Weise verlängert …

Annika Gemlau

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